Weinlese 10.10.

Rausgehen und Trauben lesen, selbst essigfaule Trauben auszulesen ist 1000 Mal schöner und beruhigender als im Büro zu sitzen und den Regen draußen plätschern zu hören.

So habe ich den Tag bei der Lese heute richtig genossen, denn stillsitzen und abwarten, so wie bei dem Regenwetter gestern, liegt mir gar nicht. Das einzig gute daran war, dass ich meinen Schreibtisch dabei etwas „aufräumen“ und daher heute getrost mit zur Lese gehen konnte.

Weißburgunderlese

Heute blieb es trocken und es scheint auch die nächsten Tage wieder besser zu werden. Am Morgen fingen wir mit dem Weißburgunder an. Urban kam mit dem Traktor und der Spritze, war dann aber nicht ganz zufrieden mit dem Verhältnis von Aufwand und Ertrag, weil das Schützenhaus an der Stelle ziemlich geneigt ist und er bei so nassem Boden kaum fahren konnte. Also lasen wir den Weißburgunder, anfangs noch etwas naß, aber später zeigte sich sogar die Sonne ein wenig und er trocknete gut ab.(92° Oechsle immerhin!)

Topgesunder Spätburgunder im Hassel

Urban fuhr dagegen mit seinem Gebläse in den Hassel und befreite das Laub des Spätburgunders von der Nässe.
Am Mittag ging ebenfalls zum Spätburgunder, wo wir ganz ohne Schere, nur mit den Fingern oder einem kleinen Hölzchen, die einzelnen edelfaulen Beeren herauspuhlten. Botrytis ist im Rotwein nämlich gar nicht erwünscht… Der Spätburgunder war bis auf diese einzelnen Beerchen super gesund und dank Urbans Trockner-Arbeit auch trocken, so dass am Nachmittag die Lesemaschine wunderschöne und ausschließlich gesunde Beeren (mit 92° Oechsle) ernten konnte. (Wenn ich das bei einem anderen Winzer lesen würde, würde ich das nach diesem verregneten Spätsommer und Herbst nicht glauben , aber es ist wirklich wahr und die Fotos sind nicht geschönt!)

Unser Azubi Assad bei der Spätburgunder Auslese der wenigen faulen Beeren.

Ich bin der Lesemaschine gegenüber ja sehr skeptisch und würde am Liebsten alles von Hand lesen. In diesem Fall aber, wenn sichergestellt ist, dass zu 100% gesunde Trauben am Stock hängen, und noch dazu die Zeit extrem knapp ist, finde ich das richtig genial.

Die Lesemannschaft fuhr indess weiter zu einem verbliebenen Restweinberg im Hassel. Mit 15 Mann / Frau war auch dieser Riesling schnell gelesen und weil es erst 16.30 Uhr war, fuhren wir nochmals zum Hendelberg um essigfaule Trauben auszuschneiden. Dieser Weinberg ist so ziemlich das Schlimmste was ich persönlich je gelesen habe, aber das liegt sicher nur an meiner mangelnden Affinität zur Botrytis… Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass aus diesen faulen Trauben ein fruchtig und klar schmeckender Wein werden kann…., als wenn ich noch nie glasklare Beerenauslesen oder TBA verkostet hätte…! (Dass dieses Foto nicht geschönt ist, glaubt mir sicher jeder…!)