Mit Benedikt von Nursia in das neue Jahr

Vergangene Woche durfte ich einen Vortrag von Stephan Röder hören, der mich so berührt und begeistert hat, dass ich hier davon berichten und ihn durch das Resümieren gleichzeitig tiefer in mein Gedächtnis eingraben möchte. Stephan Röder kenne ich inzwischen seit ca. 7 Jahren, als Seminarleiter der Kurse für Personal- und sich-selbst-führen, des Würzburger „Team Benedikt“.

Stephan hielt den Vortrag in den wunderbar restaurierten Seminarräumen des Kloster Eberbachs für den Verein „Academie Kloster Eberbach e.V.“, der sich für die christlichen Werte in Wirtschaft und Gesellschaft einsetzt.

„Die Regel des Hl. Benedikts“, die um 529 von Benedikt von Nursia niedergeschrieben wurde, ist bereits Teil meines, leider viel zu wenig genutzten, Bücherschranks. Doch nach dem packenden und inspirierenden Vortag von Stephan, will ich doch versuchen, öfter mal darin zu lesen, denn sie ist wahrlich eine Quelle und Inspiration, die als Ermutigung und Korrektiv für das eigene Leben sehr nützlich sein kann. Stephan brachte sehr viele Bezüge zum Thema (Personal-) Führung in Unternehmen in seinen Vortrag ein und das ist auch das Gebiet durch welches ich ihn kennen- und schätzen gelernt habe. Dieses Mal jedoch, trafen mich seine Worte eher in meiner Rolle als Existenzgründerin und Unternehmerin. Daher wird mein Resümée und meine Zusammenfassung des Vortrags sich ganz darauf konzentrieren, was ich gehört habe. Aber genau das macht ja einen guten Vortrag aus: dass jeder das heraushört, was er hören will, was ihn bewegt und worin er in stetiger Übung ausharrt….

hören – laufen – ausharren… Diese drei Worte bildeten nämlich den roten Faden der Rede.

Hören

 „Höre mein Sohn, auf die Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm den Zuspruch des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn durch die Tat.“ RB Prol 1

Dieses und weitere 13 Zitate in denen das Wort hören oder gehorchen auftaucht, finden sich alleine im Prolog der Regel. Überhaupt beschäftigt sich Stephan in dem Vortrag ausschließlich mit diesem Prolog.

Zuhören, besser noch hinhören, ist schwer. Denn es ist aktive Passivität. Hören setzt große innere Aktivität voraus – mich auseinandersetzen mit etwas, was von außen auf mich zukommt, mich fordert – und doch, tut von außen betrachtet, ein Hörender nichts.

Hören ist nicht in erster Linie eine rhetorische Technik, Hören ist – eine Herzensangelegenheit. Herz meint eine offene, eine zugewandte Haltung, echtes Interesse, Lernbereitschaft, eine fragende Haltung. Hören ist Zeichen des Respekts und der Demut, also dem Mut, mit seinen Fähigkeiten und Begabungen, seinem Wissen und Können anderen, dem Ganzen zu dienen.

Für mich heißt, zuhören aber auch gleichzeitig zu lernen, meinen Horizont zu erweitern. So will ich versuchen, gut zuzuhören wenn Kollegen von ihren Erfahrungen im Weinberg, im Keller oder in der Vermarktung erzählen und gut zuhören, wenn ich mit Kunden spreche, um zu erfahren, was sie sich wünschen, welchen Weinstil sie bevorzugen aber auch um zu erfahren, was von uns erwartet wird, z.B. von den Wiederverkäufern unserer Weine bezüglich unserer Sortiments- oder Preispolitik.

Laufen

„Stehen wir also endlich einmal auf“ (RB Prolog 8)
so ruft der Heilige Benedikt in seiner Regel den Menschen zu, die „das Leben lieben und gute Tage zu sehen wünschen“(RB Vorw15, Ps 34,13).

Ebenfalls 13-mal findet sich ein Verb der Bewegung im Prolog der Regel: rütteln, aufstehen, gehen, laufen, eilen, fortschreiten, (dem Guten) nachjagen, zurückkehren, umkehren, (der Hölle) entfliehen.

Und auch wir, die Anwesenden bei dem Vortrag, sind ja zu Hause aufgestanden und auf unterschiedlichen Wegen ins Kloster gekommen. Wir alle haben uns also bewegen lassen. Und, dass sich bewegen auf Segen reimt ist durchaus kein Zufall, sondern eine sinnvolle Fügung.

Wie oft haben wir, wie auch heute, gedacht, „was für ein Segen, dass ich mich aufgerafft habe, aus der warmen Stube zum Sport oder zu einem kulturellen Ereignis“. Auch nach manch langer Fahrt zu Freunden oder Verwandten sagt man, „Mensch, das sollte man viel öfter machen“.

Und schließlich haben auch Urban und ich uns in Bewegung gesetzt. Erst mal er nach Deutschland und ich in die Schweiz zum gegenseitigen Besuch und dann endgültig wir beide in den Rheingau. Das war ein großer Schritt und wir sind immer noch ein wenig „außer Atem“… Aber es ist gut so und wir freuen uns immer wieder, dass wir aufgebrochen sind in ein neues, gemeinsames, bewegendes Leben….

Ausharren

„Vor allem: wenn du etwas Gutes beginnst, bestürme ihn beharrlich im Gebet, er möge es vollenden … (RB Prolog 4)

Dieses „Ausharren“ und „beharrlich sein“ hat es was damit zu tun, wie Benedikt das Kloster versteht: „Wir wollen also eine Schule für den Dienst des Herrn einrichten“ RB Prol 45
Also sind im Kloster alle Schüler. Was macht einen Schüler zum Schüler? Disziplin ist das, was einen discipulus auszeichnet: er übt so lange, bis er es kann. Ausharren in Geduld bedeutet, dass ich ein Leben lang Übender bleibe, mich als Schüler verstehe, egal wie weit ich schon gekommen bin.

„Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“

Das ist keine Zitat der Regel des Benedikt, sondern ein Zitat von Goethe aus dem Faust, das mich schon seit meiner frühesten Jugend begleitet und das mein Leben, meine ganz persönliche Erfahrung schon x fach bezeugt hat.

Ausharren meint Treue und damit in erster Linie die Verlässlichkeit in der Beziehung zu anderen und zu den Dingen, die unser Leben ausmachen und Treue zu unseren Werten, zu dem wovon wir überzeugt sind, dass es richtig ist. Treue meint aber auch, Teil der Gemeinschaft werden, sich einfügen lassen. Sich dem fügen, was die Gemeinschaft vorgegeben hat.

Ausharren meint auch, zu seiner Entscheidung zu stehen, nicht wankelmütig zu sein. Aber es meint auch, ein aktives sich immer wieder neu entscheiden für die Gemeinschaft,
für das, was ich als richtig erkannt habe, für Disziplin, also dafür, Schüler, Lernender zu bleiben, lernend zu arbeiten und arbeiten zu lernen

und damit dann auch Hörender und als Hörender zu jemandem gehören und gehorchen, jemand der sich rufen lässt, der aufsteht und losgeht.

Damit schließt sich der Kreis.

Wie bereits am Anfang erwähnt, ist dies nur eine extrem gekürzte, bruchstückhafte und sehr subjektive Wiedergabe dessen, was Stephan gesagt hat. Und ich befürchte, diese Wiedergabe wird kaum jemanden so berühren, wie mich der Vortrag angesprochen hat. Aber ich hoffe, dass mein Beitrag dazu doch einige Leser neugierig macht auf das, was Stephan und das Team Benedikt wirklich zu sagen haben. Eines kann ich versprechen – es wird in jedem Fall eine Bereicherung für Ihr Leben sein, ganz egal ob Sie sich als gläubig bezeichnen, oder nicht.