Ernten oder Pokern…?

… heißt es in diesen Tagen. Die Trauben sind reif, aber sind sie wirklich richtig ausgereift? Ist da nicht noch was drin in den nächsten 14 Tagen? Wird das Wetter halten? Wird es noch mehr Sonne geben? Welche Auswirkungen hatte der Regen vom Wochenende auf die Konzentration der Trauben?

Aber alleine schon weil die Erntehelfer aus Rumänien und unsere Freunde aus Bayern und der Schweiz hier sind und beschäftigt werden wollen, geht es seit Dienstag wieder jeden Tag in den Weinberg zur Lese. Der Regen vom Wochenende hat tatsächlich dazu geführt, dass die Trauben Wasser aufgenommen haben. Angesichts der sehr geringen Erntemenge bei unseren Burgundern (3000 Liter/Hektar) freuen wir uns natürlich, wenn der Riesling eine bessere Ausbeute liefern wird. Aber mehr Wasser bedeutet auch einen kleinen Verlust der Konzentration und der Süße.

Dieses ständige sich fragen, was nun das Beste ist,  welcher Weinberg als nächstes gelesen wird und die Ungewissheit mit dem Wetter, das ist im Grunde die größte Anstrengung der Erntezeit. Der qualitätsorientierte Winzer ist immer fragend und unsicher, niemals zufrieden und will immer noch mehr herausholen.  Wenn wir uns mit Kollegen mit langjähriger Erfahrung unterhalten, stellen wir erleichtert fest, dass es ihnen genauso geht wie uns. Kein Jahr gleicht eben dem anderen und daher kann eine Maßnahme in einem Jahr gut und im nächsten gar nicht förderlich für die Qualität sein…

Also hat Urban entschieden, dass er seine Maßnahmen „diversifiziert“. So haben wir in einer Parzelle des Wisselbrunnens die schönste Traube pro Trieb hängen lassen und alle anderen Trauben gelesen. Jetzt haben wir bereits eine sichere Menge und Qualität im Keller und pokern nur mit einem kleineren Teil um die noch höhere Qualität. An einer anderen Parzelle des Wisselbrunnens wurden heute dann die Blätter in der Traubenzone entfernt, so dass die Sonnenstrahlen ihre maximale Wirkung auf die Trauben entfalten können.

Und egal wie die nächsten beiden Wochen weiter verlaufen werden, eines ist sicher. Die Qualität des Jahrgangs wird hervorragend sein und vielleicht sogar den 2015er noch übertreffen….

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